Faustregeln zur Fütterung
von Bill Mahanna (1993) aus "Herd Health and Production Management in Dairy Practice"
von A. Brand, J.P.T.M. Noordhuizen und Y.H. Schukken, Wageningen Pers, Wageningen
1997, The Netherlands, (Übersetzung - Dr. S. Nagel, Landeskontrollverband M-V)
Faustregeln ersetzen nicht den speziellen Rat eines kompetenten Ernährungsfachmannes,
helfen aber sich einfach auf dem Gebiet der Fütterung zu orientieren.
Wieviel sollten die Kühe fressen...
* Die Kühe sollten die maximale Trockenmasseaufnahme (TMA) nicht später als 10 Wochen
nach der Kalbung erreichen.
* Die Kühe sollten zum Zeitpunkt der höchsten Futteraufnahme mindestens 4 % ihrer
Lebendmasse (LM) aufnehmen.
Bsp.: 600 kg LM = 24 kg TM
* Bei 3maligem Melken je Tag fressen die Kühe etwa 5-6 % mehr an TM als bei 2maligem
Melken.
* Bei richtiger Fütterung ergibt sich die geschätzte TMA aus
TMA (kg) = A x 0.02 (kg LM) + 0.3(kg FCM/Tag) + B (kg LMZ/Tag)
A (Laktationstage, LT) = 1.0 - 0.2 x ((80 - LT)/80), FCM (4 % fettkorrigierte Milch)
= kg Milch x (0.4 + Fett % x 0.15), B (LM-Veränderung) = 1.0 bei LM-Zunahme und 0
bei LM-Abnahme
Bsp.: TMA für 613 kg LM, 45 kg Milch, 3.6 % Fett, 70 LT und LM-Abnahme
TMA = ((1.0 - 0.2(80-70)/80)) x 0.02 x 613 + 0.3((45 x (0.4 + 3.6 x 0.15)) + 0
= 0.975 x 12.26 + 12.69 + 0
= 24.64 kg TMA je Tag
* Je kg erwartete Milchleistung sollten die Kühe mindestens 0.5 kg TM fressen. Geringerer
Verzehr verursacht übermäßige Verluste an Körperkondition und Neigung zu
Stoffwechselstörungen.
* Da Kühe gewöhnlich nach dem Melken fressen wollen, muß frisches Futter auf den Krippen
oder dem Futtertisch sein, um eine hohe TMA anzuregen. Hochleistungskühe fressen bis
zu 12mal pro Tag, im Durchschnitt etwa 23 Minuten/Mahl. Passen Sie ihr Fütterungsregime
dem Freßverhalten ihrer Kühe an.
* 5 - 7 Tage vor dem Kalben sinkt die Futteraufnahme um ca. 30 %. In den ersten
3 Wochen nach dem Kalben steigern die meisten Kühe rasch die TMA um
1.36 - 2.72 kg/Tag (3-6 pounds).
Die Erhöhung der Gesamtaufnahme an Energie und Protein bei Kühen vor dem
Kalben scheint mit einer verbesserten Futteraufnahme und Leistung nach dem
Kalben einherzugehen.
* Wenn möglich, sollte eine Färsengruppe gehalten werden. Erstkalbinnen verbringen
10 bis 15 % mehr Zeit beim Fressen, wenn sie getrennt von Altkühen gehalten werden.
* Der beste Trockensubstanzgehalt der Gesamtration liegt zwischen 50 und 75 %.
Feuchtere oder trockenere Rationen begrenzen den Verzehr. Bei starker Silagefütterung
sinkt die TM-Aufnahme um 0,02 % der LM je % Feuchteanstieg über 50 % Feuchte in der
Gesamtmischung, weil feuchtes Futter langsamer fermentiert.
Bsp.: 60 % Rationsfeuchte minus 50 % oberer Grenzwert = 10 x 0,02 % x 1350 lbs.
(613 kg) Kuh = 2,7 lbs. (1,2 kg) weniger TMA/Tag.
Das verursacht einen Abfall von 5-6 lbs. (2,3-3,1 kg) Milch/Tag.
* Ist ein TMR-Mischwagen mit Waage vorhanden, sollte zur Einwaage der richtigen Menge
an Silagetrockenmasse wöchentlich die Trockensubstanz der Silage bestimmt werden.
Die Anfertigung einer Tabelle, um die erforderliche Silagemenge in Abhängigkeit vom
TS - Gehalt schneller zu ermitteln, ist dabei hilfreich.
* Liegt die TMA unter dem Normalwert, prüfe zunächst die Nicht-Faser- Kohlehydrate (NFC)
und die Faserlänge in der Ration sowie die Wasseraufnahme und ob Schimmelbefall vorliegt.
* Bei Temperaturen über 24 ºC (75 ºF) sinkt die Futteraufnahme um 3,3 % je 2,2 ºF Anstieg
über 75 ºF. Stress beginnt vor allem bei Temp.über 80 ºF (27 ºC) und einer rel. Luftfeuchte
über 80 % bzw. wenn die Summe beider Zahlen 140 übersteigt. Alle 15 m sollte eine saubere
Tränkstelle am Futtertisch sein. Je Liter Milch benötigt die Kuh etwa 4 l Wasser. Tränken
regelmäßig auf Kriechströme untersuchen. Bei hoher Keimzahl des Wassers dieses
evtl. chloren.
* Futtertischgestaltung. Die Kühe verbringen mehr Zeit beim Fressen, vergeuden weniger
Futter und bilden mehr Speichel zum Pansen abpuffern, wenn sie eine Freßposition wie
auf der Weide einnehmen können, d.h. Kopf unten.
* Bei heißem Wetter mindestens 60 % der Ration nachts füttern.
* Der pH-Wert der Silage sollte bei Mais und GPS <4,2 und bei Leguminosen <5,0 liegen.
Silagen mit höherem pH-Wert neigen stärker zu Verderb und schlechter Haltbarkeit.
* Futter mit Schimmelbefall über 10.000 c.f.u. (koloniebildenden Einheiten) je Gramm können
Verdauungsstörungen verursachen. Schimmel bedeutet nicht automatisch das
Vorhandensein vonMykotoxinen. Wenn gefährliche Schimmelpilzpopulationen im Futter
festgestellt worden sind, sollte auf Mykotoxine untersucht werden.
* Das Futter muß den Kühen mindestens 20 Std./Tag zugänglich sein. Versuche die
Fütterung in weniger als 3 Stdn./Tag zu erledigen.
* Biete der Kuh 60-75 cm Troglänge und säubere die Krippen täglich, besonders bei heißem
Wetter.
* Ermutige die Kühe durch öfteres Heranschieben des Futters zum Fressen, denn dann gehen
sie routinemäßig zum Fressen und beleuchte den Stall in den Abendstunden
(+ Dämmerbeleuchtung auch nachts).
* Das Einkommen ist gegenüber den Futterkosten ein profitableres Maß als die Futterkosten
je 100 pounds (45,36 kg) Milch.
Schau auf die Milch - Peaks
* Die Kühe sollten nach 5-7 Wochen die Höchstleistung erreichen.
* Bei erstkalbenden Färsen sollte die Peakleistung 25 % unter der von älteren Kühen liegen.
* Jedes pound (0,454 kg) Milch über der Peakleistung erhöht die Laktationsleistung um
200-225 pounds (91-102 kg).
* Tritt die erwartete Peakleistung nicht ein, prüfe die Eiweißversorgung. Ist die Peakleistung
erreicht aber die Persistenz schlecht, überprüfe die Energieversorgung.
* Nach der Peak-Leistung sinkt die Milchmenge bei Färsen um 0.2 % bzw. bei älteren Kühen
um 0.3 % je Tag oder alle 10 Tage um 3 %. Kühe mit hoher genetischer Veranlagung
tendieren zu höherer Peakleistung, erreichen den Peak später und zeigen eine bessere
Persistenz.
* Die Differenz zwischen der Durchschnittsleistung aller frisch abgekalbten Kühe bis zu 100
Laktationstagen und dem Durchschnitt der beiden höchsten Milchleistungen in den ersten
3 Milchkontrollen sollte <2,3 Liter liegen. Größere Differenzen deuten auf Probleme in der
Frühlaktation hin.
* Das Verhältnis von Protein : Fett in der Milch sollte ca. 0,90 (Brown Swiss, Milch-
Shorthorn), 0,85-0,88 (Holstein, Ayrshires) u. ca. 0,80 (Guernseys u. Jerseys) betragen.
Höhere Werte können auf ein Fettgehaltsproblem, niedrigere auf ein Eiweißgehalts-
problem hinweisen, das auf zuviel Fett oder zu wenig Gesamt- oder im Pansen nicht
abbaubares Protein zurückzuführen ist.
* Wenn die Milchinhaltsstoffe über die Fütterung verbessert werden sollen, reagiert
der Fettgehalt am stärksten, der Eiweißgehalt wesentlich weniger
und die Laktose ändert sich dabei kaum.
* Um den Eiweißgehalt zu maximieren, müssen die Pansenbakterien ausreichend
Eiweiß/Aminosäuren in den Dünndarm liefern. Beobachte den Proteingehalt der Ration,
das aufgenommene abbaubare Protein (DIP, = degradable intake protein), das
aufgenommene lösliche Protein (SIP, = soluble intake protein), das aufgenommene
nichtabbaubare Protein(UIP, = undegradable intake protein) und die im Pansen
fermentierbaren Kohlenhydrate (NSC). Das kann auch helfen Proteingehaltsprobleme
zu lösen, die mit Fetteinsatz zusammenhängen können.
* Zur Erhöhung des Milchfettgehaltes sind die Futteraufnahme von Grobfutter und
seine Verdaulichkeit durch richtigen (frühen) Erntezeitpunkt zu maximieren. Je besser
die Grobfutterqualität, desto größer kann sein Anteil in der Ration sein. Achte auch
auf die effektive Faser, denn viel kauen bringt viel puffernden Speichel in den Pansen.
* Zur Verbesserung des Milchfettgehaltes bilanziere die verschiedenen KH-Arten
entsprechend ihrer Abbaubarkeit. So wird z.B Gerste im Pansen schneller fermentiert
als Mais. Die Kontrolle des Fasergehaltes der Ration und die Reihenfolge der Futtermittel
können helfen das Problem der Pansenazidose zu beseitigen, das durch rasch
abbaubares Getreide oder wirtschaftseigenes Futter entsteht.
* Um den Fettgehalt auch in der Sommerhitze zu halten, die Futteraufnahme durch
frisches Futter auf den Krippen anregen. Abends mehr füttern und evtl. Zusätze wie
Mikroben- und Hefekulturen zugeben, die direkt die Futteraufnahme und Verdaulichkeit
verbessern können. Ein durch Hitze verringerter Grobfutterverzehr, der eine geringere
Pufferung des Pansens bewirkt (weniger Speichel), kann durch Pufferzugabe kompensiert
werden.
Proteinniveau...
* Die Gesamtration sollte 18-19 % Rohprotein enthalten. Proteinüberschuß ist teuer, erhöht
nicht sicher den Proteingehalt, vergeudet Futterenergie und kann die Effizienz in der Zucht
verringern.
* Die Gesamtration sollte 60-65 % abbaubares Protein (DIP) enthalten.
* 30-32 % des DIP sollten als lösliches Protein (SIP) aufgenommen werden. Das sichert
schnell verfügbaren Stickstoff für das Bakterienwachstum im Pansen.
* 35-40 % des aufgenommenen Proteins sollten im Pansen nicht abbaubar (UIP) sein
(bypass protein). Der obere Wert ist bei Fettzusatz anzustreben. Fett wird im Pansen nicht
metabolisiert und liefert damit keine Energie für die Pansenbakterien. In diesem Fall des
geringeren Flusses von Bakterienprotein in den Dünndarm, den Anteil an Durchflußprotein
erhöhen.
* Über 25 mg% Harnstoff im Blut oder über 200 mg/l Milch signalisieren Fehler in der
Rationsgestaltung bei abbaubarem und nicht abbaubarem Protein. Dadurch kann die
Konzeption (ungünstig) beeinflußt werden.
* Begrenze in maissilagereichen Rationen den Anteil an nichtabbaubarem Protein aus
Produkten der Maisverarbeitung (z.B. Maiskleber...). Berücksichtige, daß
hitzebehandelte Sojaprodukte oder getrocknete Biertreber limitierende
Amminosäuren wie Lysin und Methionin liefern. Kommerzielle Proteinmischungen
versuchen einen Aminosäuremangel zu verhindern.
* Silagen mit über 4000 ppm Nitratstickstoff (4 g/kg TM) sollten mit nitratärmerem Futter
auf 1000 ppm oder weniger in Rinderrationen verdünnt werden.
Faser für die Pansengesundheit
* Die Trockenmasseaufnahme aus Grobfutter sollte etwa 2 % der LM betragen.
Bsp.: 1350 pounds (613 kg) x 2 % = 27 pounds (12,3 kg) TM aus Grobfutter.
* In der Gesamtration sollten mindestens 19-21 % saure Detergentienfaser (ADF) sein.
17 % sind ausreichend in maissilagereichen Rationen oder bei Herden, die bei
ausreichender Faserlänge mit TMR gefüttert werden.
* Die Gesamtration sollte mindestens 28-30 % neutrale Detergentienfaser (NDF) enthalten.
* Gehen Sie sicher, daß mindestens 21 % der NDF der Ration aus Grobfutter kommen.
Beträgt der Maissilageanteil mehr als 25 % der Grobfutter-TM, dann den
NDF-Anteil auf 24 % erhöhen.
Bsp.: Enthält das Grobfutter in der Ration 44 % NDF, dann sollten 21 %/44 % = 47,7 %
der Rationstrockenmasse aus Grobfutter kommen.
* Die NDF-Menge aus Grobfutter sollte etwa 0,9 % der LM betragen.
Bsp.: 1350 pounds Kuh (613 kg) x 0,009 = 12,15 pounds NDF (5,52 kg) aus Grobfutter.
* Sichere, daß 65-75 % der gesamten NDF der Ration aus Grobfutter kommen.
* Die maximale Menge an NDF in der Gesamtration sollte etwa 1,25 % der LM betragen.
Bsp.: Kuh mit 1350 pounds (613 kg) x 1,25 % = 16,8 pounds ( 7,63 kg) NDF. 16,8 pounds
(7,63 kg)/gesamte TMA = oberer Prozentanteil an NDF in der Ration. 16,8 pounds
(7,6 kg)
NDF/54 pounds (24,5 kg) als typische TMA = 31 % Obergrenze für den
NDF-Gehalt in der Gesamtration.
Das Überschreiten dieses NDF-Gehaltes kann zur Verringerung der TMA führen.
* Mindestens 5 pounds (2,3 kg) der täglichen Fasermenge (als Gewicht des Futters)
sollten eine Faserlänge von über 1,5 inch (3,8cm) haben. Eine Unterversorgung mit
effektiver Faser kann Verzehrsrückgang und Fettgehaltsprobleme verursachen.
* Der pH-Wert im Pansen sollte über 6,0 liegen. Ein niedrigerer pH-Wert (mehr Säure)
kann die Faserverdauung und die Proteinsynthese begrenzen und die potentielle
Azidosegefahr kann die Futteraufnahme reduzieren.
* Die Faserteilchen sollten lang genug sein, damit sie je pound (0,454 kg) Trockenmasse
etwa 15 Minuten Kaudauer sichern. Bei einer TMA von 50 pounds (22,7 kg) erzeugt eine
Kuh damit etwa 35-40 Gallonen (132-151 Liter) Speichel zur Pufferung im Pansen.
* Die Silage sollte auf eine theoretische Häcksellänge von 0,95 - 1,27 cm gehäckselt werden,
damit 15 - 20 % der Silagepartikel über 3,8 cm lang sind. In der TMR sollten 7 - 10 % der
Partikel über 3,8 cm lang sein. Feiner gehäckselte Silage lagert sich besser ein, aber
silagereiche Rationen benötigen auch eine ausreichende Teilchenlänge zur stärkeren
Kauaktivität und besseren Pansenpufferung.
* Natriumbicarbonat oder sein Pufferäquivalent sollte besonders in Rationen mit hohem
Anteil an Maissilage oder Feuchtkornmais in Höhe von 0,75 % der Trockenmasse
zugegeben werden.
Bsp.: 50 pounds ( 22,7 kg) Trockenmasse x 0,75 = 170 g Natriumbikarbonat
Sicherung des Energiebedarfs
* Die Energiekonzentration sollte für eine TOP-Kuhration (ohne Fettzusatz) 7,18 und bei
Zusatz von Fett 7,38 bzw. bei pansengeschütztem Fett 7,56 MJ NEL/kg TM betragen.
* Wird die Kraftfuttergabe leistungsabhängig gesteigert, sollte die Kuh beim Kalben 6-8
pounds ( 2,7-3,6 kg) fressen. Steigere die Menge ab 3.Tag nach dem Kalben um 1-2 pounds
(0,45-0,9 kg) je Tag bis das gewünschte Kraftfutterniveau erreicht ist.
* Gib nie mehr als 5-7 pounds ( 2,3-3,2 kg) Kraftfutter bei einer Fütterung. Das reduziert pH
Veränderungen im Pansen und beugt Problemen der Futterverweigerung bzw. des
Verzehrsrückganges vor.
* Bei unter 40 pounds (18,2 kg) Milch sollte die Kraftfuttergabe für Holstein`s und
Brown Swiss Kühe etwa 0,45 kg (Originalsubstanz) je 1,8 Liter Milch betragen, zwischen
40 und 70 pounds (18,2 - 31,8 kg) sollten 0,45 kg je 1,4 kg Milch und über 31,8 kg sollten
0,5 kg je 2,5 pounds (1,1 kg) Milch gegeben werden. Rassen mit höheren
Milchinhaltsstoffen sollten bis zu 30 pounds ( 13,6 kg ) je 1,4 kg Milch 0,45 kg Kraftfutter
erhalten, bei Leistungen von 14,0 - 27,2 kg Milch 0,45 kg je 1,1 kg Milch) und über 61
pounds (27,7 kg Milch) 0,45 kg je 0,9 kg Milch.
* Die Getreide-(Kraftfutter-)aufnahme sollte 60 % der Rationstrockenmasse nicht
übersteigen.
* Wenn zuviel Maiskörner unverdaut in den Kot gelangen, dann überprüfe den
Getreideanteil, den Grad seiner Bearbeitung und das Reifestadium bei der Ernte (ernte den
Mais im Stadium der 1/2 bis 2/3 Milchreife). Überprüfe auch den Anteil an DIP und SIP im
Protein (wichtig für die Pansenbakterien) und die aufgenommene Fasermenge, deren Länge
über 3,8 cm ist (wichtig für die Ausbildung der Pansenschicht).
* Der Anteil an Nicht-Faser-Kohlenhydraten (NFC) sollte 35-42 % in der Gesamtration
betragen. NFC (als Differenz) = 100 - (% Rohprotein + % NDF + % Fett + % Asche).
Eine Überversorgung mit Zuckern und leicht fermentierbaren Kohlenhydraten kann
zu Azidose und niedrigem Fettgehalt führen.
* In der Gesamtration sollten 25-35 % (30-40 % nach holländischer Angabe) Stärke enthalten
sein.
* Der Kot-pH sollte nicht unter 6,0 liegen. Ein niedrigerer pH-Wert (mehr Säure) bedeutet,
daß übermäßig viel Stärke aus dem Pansen in den Dünndarm gelangt und dort fermentiert
wird.
* Erwäge die Fütterung eines Fettzusatzes an Milchkühe mit über 75 pounds (34,0 kg) 4%iger
Milch pro Tag (=79 pounds (35,9 kg) mit 3,7 %). Sowie die Leistung steigt, wird es für die
Kuh physikalisch schwieriger genug Futter aufzunehmen, um den Energiebedarf zu decken.
Ältere Kühe reagieren darauf im Allgemeinen besser als 2jährige. Fettmengen über 5-6 % in
der Ration sind während der ersten 5 Laktationswochen nicht zu empfehlen. In der
Übergangsperiode ist mit 1/4 pound (0,1 kg) Fett zu beginnen, nach dem Kalben dann bis
auf 1 pound (0,45 kg) steigern und falls nötig, nach 5 Wochen Laktation nochmals erhöhen.
* Begrenze die gesamte Fettmenge in der Trockenmasse der Ration auf höchstens 7,5 %.
Bsp.: 4 pounds (1,82 kg) Fett in der Ration bei 55 pounds (25 kg) typischer
Trockenmasseaufnahme entsprechen 7,2 %.
Zuviel Fett stört die Faserverdauung und senkt den Fettgehalt. Es kann soviel Fett
in die Ration eingebracht werden, wie Milchfett gebildet wird.
Bsp.: 100 pounds (45,4 kg) Milch/Tag x 4 % Fett = 4 pounds (1,82 kg) Milchfett
und entsprechend 4 pounds (1,82 kg) Fett in der Gesamtration.
* 1/3 des Fettes in der Ration sollte aus den normalen Futtermitteln der Ration kommen, 1/3
aus Ölsaaten oder Fetten und 1/3 aus inertem Fett (bypass Fett, pansengeschütztes Fett).
Bsp.: Sind 4 pounds (1,82 kg) Fett in der Ration, dann ergibt sich, daß etwa 4 pounds
(1,82 kg) x 33 % = 1,3 pound (0,60 kg) Fett aus Ölsaaten, wie heiler Baumwollsaat
oder Sojabohnen kommen sollten. Haben die Sojabohnen 20 % Fett, gehören 1,3
pounds (0,60 kg)/20 % = 6,5 pounds (3,0 kg) ganze Sojabohnen in die Ration.
Irgendein Fettzusatz sollte über ein handelsübliches inertes Fett beschafft werden, weil sie
(i.d.R.) bypass Fette sind.
* Erhöhe das Calciumangebot auf 1 % und Magnesium auf 0,3 % in der TM der Ration, wenn
ein Fettzusatz erfolgt. Fette binden Calcium und vermindern die Calcium- und
Magnesiumverfügbarkeit.
Wenn eine TMR gefüttert wird...
* Totale Mischrationen (TMR`s) können bei älteren Kühen mindestens 2 pounds (0,91 kg)
mehr FCM/Tag bringen und bei Färsen bis zu 4 pounds (1,82 kg) durch einen verbesserten
Futterverzehr und bessere Verwertung. Das wird in Abhängigkeit vom Fütterungsprogramm
vor der Umstellung auf TMR variieren.
* Eine "arme Leute TMR", die aus einer Mischung verschiedener Grobfuttermittel besteht
und Kraftfutter in 3-4 Gaben pro Tag verteilt kann etwa den Nutzen eines TMR-Mischers
erreichen. Sie ist jedoch nicht so effizient oder genau und gestattet nicht die Verwendung
oder Maskierung wenig schmackhafter Futtermittel.
* TMR-Mischer machen sich bei 12-18monatiger Anwendung durch mehr Milch, geringere
Futterkosten und eine gesündere Verdauung bezahlt.
* Die TMR ist nur so gut wie die Qualität der einzelnen Futterkomponenten. Die
Grobfutterqualität und die Haltbarkeit der Mischung auf dem Futtertisch sind
ebenfalls kritisch zu bewerten.
* Bei täglich 2maliger Fütterung und einem Mindestbedarf von 2,5 cubic feet je Kuh
(0,067 m3) sollte die Kapazität des Mischers zu 60-70 % ausgenutzt sein. Die empfohlene
Mischzeit beträgt 3-6 Minuten. Die Futteraustragstellen sollten Magnete haben. Eine
genaue Waage ist ein Muß und der Trockensubstanzgehalt der Silage sollte wöchentlich
ermittelt werden. Einige Hersteller liefern Mischer mit Messern, die die Verwendung von
ungehäckseltem, langstengligem Heu gestatten.
* Die Anwendung einer Eingruppen-TMR in Herden über 20.000 pounds (9100 kg) bringt
zwar eine Fütterungsvereinfachung bezüglich Arbeit, Kuhumstellungen und
Produktionspotential, resultiert aber in einer teureren Verwendung spezieller
Futterbestandteile und neigt bei einigen Kühen zur Überkonditionierung.
* In vielen Herden sind eine Trockenstehergruppe und 2 melkende Gruppen durchaus
machbar. Das kann mit einem mechanisierten Futterwagen auch leicht in einem
Anbindestall angewendet werden. Zur Vermeidung von Verdauungsstörungen sollte
sich die Nährstoffdichte zwischen den TMR- Gruppen um nicht mehr als 15 %
unterscheiden. Nach Futteraufnahmeproblemen in der Frühlaktation kommen diese
Kühe mit einer TMR schneller wieder an`s Futter und stabilisieren ihre Leistung,
als Kühe in der Mittel- und Spätlaktation.
* Das Umstellen von Kühen in eine neue TMR-Gruppe bringt in der Spätlaktation gewöhnlich
einen stärkeren Milchabfall als bei Umstellungen von Kühen in der Frühlaktation. Ein
erprobtes System aus Übersee fordert, bei allen Kühen bis zum 45. Laktationstag das
Milchleistungspotential zu bestimmen. Danach werden Kühe mit hohem Leistungs-
potential in der Hochleistungsgruppe gehalten und Kühe mit niedriger Leistung
wechseln zu einer niedrigeren TMR Gruppe.
* Die Milchleistungsschwankungen der Kühe in einer TMR-Gruppe sollten 20-25 pounds
(9,1-11,4 kg) einer 4 %igen Milch bzw. 22-27 pounds (10,0 -12,3 kg) einer 3,7 %igen Milch
nicht überschreiten.
* Bei einer 1-Gruppen-TMR sollte die Ration auf 30 % über dem aktuellen Melkdurchschnitt
ausbilanziert sein, bei einer 2-Gruppen-TMR auf 20 % und bei einer 3-Gruppen-TMR auf
10 % über dem aktuellen Durchschnitt. Das stimuliert die frischlaktierenden Kühe und
ermöglicht den spätlaktierenden Kühen den Verlust an Körperkondition wieder aufzuholen.
* Die Verwendung computergesteuerter Kraftfutterautomaten hat besonders für Herden
mit ein oder zwei Gruppen Vorteile. Der Bedarf der Kuh muß jedoch kontinuierlich
angepaßt werden und die Automaten müssen routinemäßig bezüglich ihrer
Genauigkeit beobachtet und gewartet werden.
* Erfordert die TMR Umgruppierungen, dann sind die Tiere am Umstellungstag leicht
zu überfüttern. Es sollten so viele Tiere wie möglich zum gleichen Zeitpunkt umgestellt
werden, vor allem nachts bei geringerer Bewegungsaktivität, um den Stress zu reduzieren.
* Stelle bei mehr als einer TMR-Gruppe die Kühe nicht allein anhand der Milchleistung um.
Körperkondition, Alter und Zuchtstatus sind mit heranzuziehen. Hochleistungskühe und
zweijährige Kühe können zur Auffüllung der Körpermasseverluste bzw. wegen des
Wachtums auch länger in einer höheren Gruppe verbleiben.
* Ist die TMR nach Faser und Energie richtig bilanziert, kommen frischlaktierende Kühe
direkt in die Hochleistungsgruppe. Eine "Transition" (=Übergangs-) oder "close up"
(letzten 3 Wochen vor der Kalbung) Ration für trockenstehende Kühe kann helfen,
die Rations- und Umweltumstellungen stressärmer zu vollziehen.
* Versuche erbrachten keinen Vorteil, welksilagereiche Rationen mehr als 1x täglich zu
füttern, wenn das Futter auf dem Futtertisch frisch bleibt und die Krippen nicht überfüllt
sind. Enthält das Grobfutter mehr als 30 % Maissilage, sollte die Ration 2x täglich gefüttert
werden, besonders bei heißem und feuchtem Wetter. Die Verwendung wissenschaftlich
erprobter Silagezusätze kann die Stabilität auf der Krippe und die Schmackhaftigkeit
verbessern. Täglich 3 bis 4maliges Heranschieben der TMR an die Kuh kann helfen,
die Futteraufnahme zu stimulieren.
* Die TMR-Menge ist auf 5-10 % Futterrest bemessen. Weniger Restfutter ist akzeptabel,
wenn das Freßverhalten normal ist und der Futterrest wie die Original-TMR aussieht.
Die Futterreste sollten analysiert werden und dann in Mischungen für andere Milchkühe
oder Färsen mit eingemischt werden. Beobachte die Mischdauer beim Einmischen,
da Übermischen die Größe der Futterpartikel reduziert.
* Zu Beginn einer TMR- Fütterung sollte die Trockenmasseaufnahme der Gruppe nicht
überschätzt werden. Dazu sollte die Nährstoffkonzentration in der Ration niedriger als
erforderlich gewählt werden. Starte die bilanzierte TMR mit einer Aufnahme, die 5 %
unter der geschätzten liegt und steigere dann die Futtermenge bis 5 % Restfutter bleiben.
* Erhöhe die Energiekonzentration (mit besserem Grobfutter oder Fett, nicht mit Kraftfutter)
bei Herden mit schlechten Haltungs- und Umweltbedingungen auf etwa 0,81 Mcal NEL je
pound Rationstrockenmasse (7,45 MJ NEL/kg TM), um die geringere Futteraufnahme
(3,5 % der LM) zu kompensieren. Vermindere in der Gesamtration den Gehalt an NFC
auf 30 % und NDF auf 25 %.
* Wenn man eine TMR mit selbsterzeugtem Futter und Handelsfuttermitteln beginnt,
sollte man nicht nur die Kosten sehen, sondern auch den Umgang mit den Futtermitteln,
die Lagerung, Vielfältigkeit, Schmackhaftigkeit und das Fehlen von technischen
Hinweisen des Futtermittelherstellers.
* Die Kühe sollten mit einer Körperkondition von 3+ oder 4- kalben (1=mager, 5=fett).
Das beugt Stoffwechselproblemen nach dem Kalben vor. Das "Ausbrennen" oder ein
"Absturz" in der zweiten Laktation ist bei hochleistenden Erstkalbskühen häufig auf
einen Mangel an Körperkondition zurückzuführen.
* Um Ketose- und Trächtigkeitsprobleme in der Frühlaktation zu reduzieren, sollten
die Kühe nicht mehr als 1 BCS (Körperkondition) verlieren (bei 1 - 5 Bewertungssystem)
oder mehr als 2 pounds (0,9 kg) je Tag abnehmen. Eine BCS entspricht etwa 125 pounds
(57 kg).
* 1 pound (0,45 kg) Lebendmasseverlust liefert Energie für ca. 6-7 pounds (2,7-3,2 kg)
Milch, Protein aber nur für 3-4 pounds ( 1,4-1,8 kg) Milch.
* Um 1 pound (0.45 kg) Körpermasseverlust wieder aufzubauen, sind 2,3 Mcal NEL
(9,6 MJ NEL, entspr. 2,5 pounds = 1,1 kg TM geschälter Mais) erforderlich. Zum
Ersatz des Verlustes an Köperkondition ist das Laktationsende zu nutzen. Der
Gewichtsverlust der Kuh ist am effektivsten noch in der Melkperiode aufzuholen.
Hier ist sie weniger empfänglich für Leberverfettung, als wenn versucht wird, eine
uneinheitliche Gruppe trockenstehender Kühe zu konditionieren.
* Falls nötig, kann in der Trockenstehperiode an einzelne Kühe, die gerade
trockengestellt und unterkonditioniert sind, Kraftfutter gegeben werden, um die
Kondition zu verbessern. In größeren Milchviehbetrieben sind zwei Gruppen
trockenstehender Kühe berechtigt, um Kühe mit unterschiedlichem Bedarf zu trennen.
Mineralstoffe und Vitamine
* Biete mit jedem pound (0,45 kg) Trockenmasse mindestens1800 internationale Einheiten
(IE) Vitamin A (=3965 IE Vit.A/kg TM) an.
Bsp.: 54 pounds (24,5 kg) TMA x 3965 IE/kg = 97140 IE Vit.A je Tag.
* Biete mit jedem kg TM täglich mindestens 990 IE Vitamin D an.
Bsp.: 54 pounds (24,5 kg) TMA x 990 IE/kg = 24255 IE Vitamin D/Tag.
* Biete mit jedem kg TM täglich mindestens 15 IE Vitamin E an.
Bsp.: 54 pounds (24,5 kg) TMA x 15 IE/kg = 368 IE Vitamin E/Tag.
Viele Berater empfehlen für frischlaktierende Kühe täglich bis zu 500 IE Vitamin E
und 1000 IE für trockenstehende Kühe. Die höhere Supplementierung für
trockenstehende Kühe kann helfen, Neuinfektionen mit Mastitis in der
Trockenstehperiode um 20 % zu verringern.
* Der Selengehalt sollte 0,3 ppm/kg TM (= 0,3 mg/kg TM) betragen.
Bsp.:54 pounds (24,5 kg) TMA x 0,3 mg/kg = 7,4 mg Selen/Tag.
* Achte in der Ration trockenstehender Kühe auf Kaliumgehalte über 1,0 %,
besonders bei grasreichen Rationen, die wegen der Magnesiumbindung (Tetanie)
und Störung der Calciummobilisation Milchfieber, Nachgeburtsverhaltung und
Festliegen beim Kalben verursachen.
* Bei Hitzestreß sollten die Rationen höhere Gehalte an Kalium (1,5 %), Natrium (0,5 %)
und Magnesium (0,35 %) enthalten.
* Zur Bedarfsdeckung der Pansenbakterien ist ein Stickstoff : Schwefel Verhältnis
von 11-13 : 1 in der Ration erforderlich.
* Sichere den Erhaltungsbedarf durch Verabreichung von 1 ounce (28 g) einer
spurenelementhaltigen Salzmischung und nochmals 28 g Salz je 30 pounds Milch (13,6 kg)
zur Deckung des Chloridbedarfes.
* Bei frischlaktierenden Kühen sollten 25 % der Mineralstoffgabe in Form von Chelaten
angeboten werden, besonders bei Kupfer, Kobalt, Mangan und Zink (Zinkmethionin).
* Bei zu Milchfieber neigenden Herden ist die Calciummenge für die trockenstehende Kuh
auf weniger als 80-100 g/Tag zu begrenzen (0,5-0,7 % in der TM) und die Phosphormenge
auf 45 g (0,3-0,35 % in der TM). Das Ca : P Verhältnis ist ohne Überschreitung der
Phosphorgrenze bei 2 : 1 zu halten.
* Bei Herden mit Milchfieberproblemen, bei denen in der Ration für Trockensteher eine hohe
Calciummenge unvermeidbar ist, ist eine negative Kationen-Anionen Bilanz
(Natrium + Kalium - Chlor) in der Trockenmasse der Ration einzustellen. Um eine
anionenreiche Ration für Trockensteher zu erreichen, sind anionische Salze wie
Ammoniumchlorid, Ammoniumsulfat und Magnesiumsulfat zuzusetzen, die die
Anionen Chlorid und Schwefelliefern. In Rationen für laktierende Kühe sollte eine
von 25 - 45 milliäquivalent/100 g TM angestrebt werden.